Ein Leben wie ein Roman: Wer war Marianne Faithfull?
Marianne Faithfull, geboren am 29. Dezember 1946 in Hampstead, London, war mehr als nur eine Sängerin oder Schauspielerin. Sie war eine Ikone der 1960er-Jahre, eine Überlebende persönlicher Abgründe und eine Künstlerin, die sich immer wieder neu erfand. Bis zu ihrem Tod am 30. Januar 2025 prägte sie die Musik- und Kulturszene mit ihrer rauen Stimme und ihrer unverwechselbaren Präsenz.
- Ein Leben wie ein Roman: Wer war Marianne Faithfull?
- Vermächtnis: Die ungebrochene Stimme einer Rebellin

Marianne Faithfulls Kinder: Zwischen Freude und Tragik
Nicholas: Der Sohn, der ihr Leben veränderte
Marianne Faithfulls Rolle als Mutter war von Licht und Schatten geprägt. 1966 brachte sie ihren einzigen leiblichen Sohn, Nicholas, zur Welt. Vater war ihr damaliger Partner Mick Jagger, Frontmann der Rolling Stones. Die Beziehung zu Jagger, die von 1966 bis 1970 andauerte, war turbulent – geprägt von Ruhm, Drogen und öffentlichem Interesse.
Nicholas wuchs größtenteils getrennt von seiner Mutter auf, da Faithfull in den 1970er-Jahren mit schweren Drogenabhängigkeiten und Obdachlosigkeit kämpfte. In späteren Interviews reflektierte sie diese Zeit mit Reue: „Ich wollte immer eine gute Mutter sein, aber meine Dämonen ließen das nicht zu.“ Dennoch pflegten beide im Erwachsenenalter ein herzliches Verhältnis.
Die unverarbeitete Wunde: Fehlgeburt 1968
Neben Nicholas erlitt Faithfull 1968 eine Fehlgeburt, die sie tief traumatisierte. In ihrer Autobiografie „Faithfull: Eine Autobiographie“ beschrieb sie, wie dieser Verlust ihre bereits fragile psychische Gesundheit weiter belastete. Die Kombination aus Schuldgefühlen, Drogenkonsum und dem Druck des Medienrummels trieb sie in eine jahrelange Abwärtsspirale.
Karriere: Von der „It-Girl“-Ikone zur düsteren Poetin
Durchbruch mit „As Tears Go By“
Faithfulls Karriere begann 1964, als sie auf einer Party von Andrew Loog Oldham, Manager der Rolling Stones, entdeckt wurde. Ihr Debütsong „As Tears Go By“ – geschrieben von Mick Jagger und Keith Richards – katapultierte die damals 17-Jährige über Nacht zum Star. Mit ihrem engelshaften Aussehen und der zerbrechlichen Stimme wurde sie zum Symbol der „Swinging Sixties“.
Doch Faithfull wollte mehr sein als ein Pop-Phänomen. Sie wandte sich schon früh experimenteller Musik zu und arbeitete mit Künstlern wie David Bowie und Leonard Cohen.
„Broken English“: Der düstere Neuanfang
Ihr Comeback-Album „Broken English“ (1979) markierte einen radikalen Bruch mit ihrem früheren Image. Die düsteren Elektro-Klänge und schonungslosen Texte über Drogen, Politik und gescheiterte Beziehungen wurden zum Kultwerk. Songs wie „The Ballad of Lucy Jordan“ oder „Why’d Ya Do It?“ zeigten eine Künstlerin, die ihre Verwundbarkeit in Stärke verwandelte. Das Album brachte ihr eine Grammy-Nominierung ein und gilt bis heute als Meilenstein der Musikgeschichte.
Schauspielerei: Von Arthouse-Filmen zu Shakespeare
Neben der Musik glänzte Faithfull auch auf der Leinwand und der Bühne. 1968 spielte sie die Hauptrolle in „The Girl on a Motorcycle“ – einem Film, der mit seiner psychedelischen Ästhetik zum Kult avancierte. In den 1990er-Jahren wandte sie sich dem Theater zu und interpretierte Rollen in Anton Tschechows „Drei Schwestern“ und Shakespeares „Hamlet“.
Privatleben: Drogen, Liebesdramen und die Kraft des Überlebens
Die Jagger-Jahre: Glamour und Abgrund
Faithfulls Beziehung zu Mick Jagger war legendär – und zerstörerisch. Während ihrer Zeit als Paar geriet sie immer tiefer in die Drogenszene. Der spektakuläre Drogenrazzia in Jagers Landhaus Redlands 1967, bei der Faithfull nur in einen Pelzteppich gehüllt entdeckt wurde, machte sie zur Tabloid-Sensation. Die Medien reduzierten sie auf das „museale It-Girl“, ein Image, gegen das sie sich später vehement wehrte.
Die verlorenen Jahre: Obdachlosigkeit und Anorexie
Nach der Trennung von Jagger stürzte Faithfull völlig ab. Sie lebte zeitweise obdachlos in London, kämpfte mit Heroinsucht und einer schweren Anorexia nervosa. „Ich war ein Wrack, körperlich und seelisch“, gestand sie später. Erst Ende der 1970er-Jahre fand sie mit Hilfe von Freunden wie David Bowie zurück ins Leben.
Spätes Glück: Ehen und spirituelle Suche
Faithfull war zweimal verheiratet: mit John Dunbar (1965–1966) und Ben Brierly (1979–1986). Beide Ehen scheiterten, doch in ihren letzten Jahren fand sie Frieden durch Buddhismus und die Arbeit an ihrer Musik. „Ich habe gelernt, meine Dämonen zu akzeptieren, statt gegen sie zu kämpfen“, sagte sie 2022 in einem Interview mit The Guardian.
Todesursache: Der letzte Kampf einer Kämpferin
Gesundheitskrisen: Krebs und Long Covid
Faithfulls letzte Lebensjahre waren von gesundheitlichen Kämpfen geprägt. 2006 wurde bei ihr Brustkrebs diagnostiziert, den sie nach einer Mastektomie besiegte. 2020 infizierte sie sich schwer mit COVID-19, das sie monatelang ins Krankenhaus zwang. Die Folgen von „Long Covid“ – Atemnot und Erschöpfung – begleiteten sie bis zuletzt.
Ein stilles Ende in London
Am 30. Januar 2025 starb Marianne Faithfull im Alter von 78 Jahren friedlich in ihrem Londoner Zuhause. Wie ihr Management mitteilte, umgaben sie enge Freunde und Familie. Die offizielle Todesursache wurde nicht detailliert bekannt gegeben, doch Freunde verwiesen auf die „kumulativen Auswirkungen ihrer gesundheitlichen Belastungen“.
Vermächtnis: Die ungebrochene Stimme einer Rebellin
Marianne Faithfull hinterlässt ein Erbe, das weit über ihre Musik hinausgeht. Sie war eine Frau, die sich weder von gesellschaftlichen Erwartungen noch von persönlichen Tragödien brechen ließ. Ob als Pionierin des femininen Rocks mit „Broken English“ oder als Schauspielerin, die Tabus brach – sie bewies immer wieder, dass Kunst aus Schmerz entstehen kann.
Ihr Sohn Nicholas schrieb in einer Trauerbekanntmachung: „Meine Mutter war eine Kämpferin, die ihre Fehler genauso liebte wie ihre Triumphe. Sie lehrte mich, dass wahre Stärke im Aufstehen liegt – nicht im Nichtfallen.“
Für Fans bleibt ihre Musik ein zeitloses Zeugnis einer Frau, die das Leben in all seiner Brutalität und Schönheit umarmte. Wer mehr über ihr Werk erfahren möchte, findet ihre Alben auf Spotify oder Einblicke in ihre Schauspielkarriere auf IMDb.
„Wir sind alle gebrochen. Aber in den Rissen liegt das Licht.“ – Marianne Faithfull, 2018.

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